Astorisch - Tropicanische Gespräche

      Astorisch - Tropicanische Gespräche

      Am Vormittag hatte die kleine Kolonne von vier schwarzen Limousinen und sechs Motorrädern der Policia Militar ihren Weg bis zum militärischen Teil des tropicanischen Haupstadtflughafens gefunden. Pfützen standen in den Löchern im Asphalt am Rande der Parkfläche und leichte Schwaden von Wasserdampf erhoben sich von der noch immer dunklen Fahrbahn. In der Entfernung war noch immer der Donner zu hören und nördlich, über dem Meer sah man hohe Gewitterwolken sich bedrohlich ihren Weg bahnen. Das Gewitter war abgezogen kurz bevor man die Delegation aus Astoria erwartet wurde und die Sonne erwärmte die Umgebung bereits wieder auf die üblichen tropischen Temperaturen. Die Luftfeuchtigkeit war enorm hoch und Menschen, welche dies nicht gewohnt waren, würden es als schwül oder drückend bezeichnen.

      Ramira Figueredo stand bei den Limousinen und blickte zur Startbahn herüber. Eine schwere Maschine einer südarkadischen Fluglinie erhob sich in den nun wieder blauen Himmel und beschrieb dann einen weiten Bogen nach Westen. Sie war sich nicht sicher, vermutete aber das die Piloten das Gewitter umfliegen mussten um nach Sunshine oder einer anderen Stadt im Commonwealth zu kommen. Dann schwenkten ihre Gedanken wieder zurück. Man hatte mit Absicht auf das große Trara verzichtet. Die Astorier genossen im Moment keinen guten Ruf auf Tropica, seit dem sie versucht hatten mehr Öl aus dem Land heraus zu pressen. Dies war auch ein Grund, weshalb man die Astorier eingeladen hatte, doch eine Demonstration gegen diese hätte mehr Probleme verursacht als Lösungen gebracht, so hatte Präsident Ortega entschieden man würde die Gespräche nur im kleinen Rahmen halten.

      Ob die Gespräche von Erfolg gekröhnt sein würden oder ein Reinfall, würde sich in den kommenden Stunden entscheiden. Die Erwartungshaltungen waren eher gedämpft, aber man hoffte das man die Astorier mit Verträgen für den Import ihrer Kohle ködern könnte. Sicherlich würde man sich da in eine gewisse Abhängigkeit bringen, doch die Astorier waren nicht dumm. Sie wussten, dass Tropica so klein und für das Kaiserreich politisch auch unbedeutend es war, reich an Rohstoffen ist, die auch bei astorischen Unternehmern Begehrlichkeiten weckten. Öl, Silber, Bauxit und Kupfer waren einige von ihnen und auch Cobalt und Erdöl. Von diesen waren unter der Erde relativ große Vorkommen vorhanden, und vor Allem Cobalt würde für die Energiewende in vielen Staaten für die Herstellung von Fahrzeugbatterien benötigt. Und bis die Energiewende vollzogen war, war das schwarze Gold ein wichtiger Devisenbringer in Form von Steuern und Zöllen.

      Egal wie man es auch drehte, Beziehungen zwischen dem Kaiserreich und Tropica waren für beide Seiten nützlich und könnten den Wohlstand hier durchaus voranbringen. Beim letzteren Gedanken blickte Ramira noch einmal auf die Schlaglöcher und musste leicht Lächeln. Dann hob sie ihren Blick erneut gen Himmel. Nicht mehr lange, dann sollten die Astorier Tropica erreichen.
      Durch das Gewitter über der Hauptstadt Tropicas kam es bei der Ankunft der astorischen Delegation zu leichten Verzögerungen, die man durch das Fliegen von Warteschleifen noch überbrücken konnte ohne in Treibstoffschwierigkeiten zu gelangen. An Bord waren Wirtschaftsminister Ludwig Brefeld sowie Minister für Verkehr, Energie und Kommunikation Johann Andreas Kraut. Tropica war zwar politisch nicht wirklich von Bedeutung, allerdings könnte es wirtschaftlich eine Bedeutung haben und auch strategisch. Mit seiner Lage im Südmeropik könnten Ankerrechte für die Reichsmarine sicherlich von vorteil sein, ein Punkt, den Minister Gersenmayer noch vor Abreise der beiden mit ihnen besprochen hat. Es würde aber kein wichtiger Punkt in den Gesprächen sein und keiner, auf dem man lange beharren würde, würde Tropica diesen nicht akzeptieren wollen. Wichtiger waren hier der Handel mit Ressourcen wie Öl und verschiedene Erze, auch wenn Eisenerz da nicht dazu zählte.

      Beide Minister hatten kein Sakko, nur ein kurzes Hemd an, denn auf Tropica waren deutlich höhere Temperaturen zu erwarten als im Kaiserreich. Man lag in der nähe des Äquators und zudem auch auf der Südhalbkugel, wo die Tage zu dieser Jahreszeit länger waren. Trotzdem war man von der drückenden Luft überrascht, die beide Minister wie eine Wand entgegen schlug, als sie das Flugzeug verließen. Schnell bildeten sich Schweißtropfen auf der Stirn, die sie mit einem Taschentuch wegwischten. Nach einer üblichen und förmlichen Begrüßung ließ man sich mit den Limousinen bis zum Verhandlungort bringen, um dort die Themen zu besprechen und hoffentlich ein für beide Seiten lohnendes Ergebnis zu erzielen.
      Die Außenministerin begrüßte die beiden astorischen Minister kurz aber freundlich auf dem Flughafen. Die schweren Limousinen vom Typ Heston Town Car verließen das Gelände im Geleit der sechs Motorräder. Hauptaufgabe von diesen war mehr oder minder nur die Räumung von Kreuzungen wo dies notwendig war. Die Fahrt durch die Straßen der tropicanischen Hauptstadt war kaum als aufregend zu bezeichnen. Menschen gingen ihrem täglichen Leben nach und bevölkerten, wie üblich um diese Zeit, die Straßen und Gaststätten in ihrer Mittagspause. Die Meisten wussten, wenn solche Limousinen sich ihren Weg durch die Stadt bahnten, waren es Staatsgäste oder Ähnliches. Allerdings wusste Keiner, dass es sich um Astoren handelte.

      Die Fahrt führte, nicht wie man vermuten könnte, zum Außenministerium sondern etwas außerhalb der Stadt auf einen abgeschiedeneren Landsitz. Man hatte diesen gewählt, weil weniger Personal anwesend war und man so keine Ausreden erfinden musste. Die Kolonne fuhr die Auffahrt nach oben und hielten direkt vor der Tür. Die Außenministerin nahm die beiden Gäste und die kleine Delegation wieder in Empfang und ging mit ihnen durch das Haus auf die Terrasse mit Meerblick. Eine kühlere Briese empfing die Anwesenden und hier trafen sie auch auf den Wirtschaftsminister Piedro Lecardi, welcher ebenfalls anwesen sein würde. Nachdem man sich vorgestellt hatte, nahm man an einem kleinen runden Tisch und in bequemen Korbsesseln Platz. Getränkewünsche wurden aufgenommen und entsprechend nach ihrer Ankunft verteilt.

      Die Außenministerin nahm einen Schluck Wasser, räusperte sich dann und begann: "Wie bereits am Flughafen möchte ich sie noch einmal herzlich auf Tropica Willkommen heisen. Es ist uns eine Freude, dass sie die Einladung angenommen haben. Bitte verzeihen Sie auch, dass es keinen offiziellen Empfang gab, aber unsere Staaten haben im Moment noch keine offiziellen diplomatischen Beziehungen aufgenommen und der Ruf Astorias hat ..." Sie überlegte kurz ob der richtigen Worte und fuhr dann lächelnd fort: "... nach den Schuldzuweisungen betreffs des steigenden Rohölpreises durch ihre Medien, etwas gelitten. Daher wollten wir es vermeiden eine zu große Aufmerksamkeit zu erregen bis sich die Wogen etwas geglättet haben, respektive postivere Nachrichten das Bild etwas entzerren würden.

      Was diese positiveren Nachrichten angeht, so würden wir gerne diese Missverständisse aus dem Weg räumen."
      Sie blickte zum Wirtschaftsminister, der nickte und dann fort fuhr: "Nunja, wie Sie ja wissen hat Aceite die Fördermenge an Rohöl erheblich gesenkt und damit zu einem Anstieg der Rohölpreise beigetragen. In diesem Zusammenhang möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass wir als Staat an dieser Aktion nicht beteiligt, noch diese beeinflussen können. Aceite ist ein freies Unternehmen ohne staatliche Beteiligung, was unsere Möglichkeiten sehr stark einschränkt.

      In diesem Zusammenhang jedoch, möchte ich darauf hinweisen, dass der Rohlölpreis den Aceite verlangt aktuell gerade so über die eigentliche Kostendeckung reicht. Bei einem Preis von 70 VS-Dollar pro Barrel, liegt der Preis für einen Liter bei knapp 44 Cent. Wir haben die Informationen vom Finanzamt entsprechend eingesehen, was die Kostenrechnung des Unternehmen angeht und der Gewinn liegt dabei bei gerade einmal 2 Cent pro Liter. Das heist auch das sie vor der Erhöhung des Preises, gerade kostendeckend und teilweise mit Verlusten im letzten Jahr arbeiten konnten."


      Er pausierte kurz und fuhr dann fort: "Da Aceite das Rohlöl nicht verarbeitet, exportiert es dieses an Raffenerien in der gesamten Welt. Auch nach Astoria de facto für einen Spotpreis, wenngleich es qualitativ sehr hochwertig ist. Ich kenne den aktuellen Benzinpreis im Kaiserreich nicht, aber ich vermute fast, dass das Gro der Kosten in ihren Raffinerien entstehen und nicht in Tropica." Mit seinen Ausführungen wollte der Minister die entsprechenden Informationen heraus geben. Der Benzinpreis in Astoria war, im Verhältnis zur Steigerung des Preises für Rohlöl erheblich mehr gestiegen. Das würde, wenn man dem Fluss des Geldes folgen würde unweigerlich aufzeigen, dass sich die Raffinerien und vor Allem die Konzerne, welche die Tankstellen im Land betrieben, an der Erhöhung bereichert hatten.
      Man bedankte sich erneut in aller förmlichkeit für die Einladung. Der Ausblick vom Landsitz aus war wirklich schön und die Brise ließ die hohen Temperaturen auch gleich wesentlich angenehmer werden. Man orderte Kaltgetränke mit Eiswürfeln drin, dies war wohl angenehmer als ein heißer Kaffee oder Tee. Man setzte sich und hörte der Ausführung des tropicanischen Wirtschaftsministers zu, danach antwortete man "Ihre Ausführung in allen ehren, allerdings muss ich dieser leider widersprechen. Der Preis für Erdöl ist um...lassen Sie mich nachsehen [...]" Minister Brefeld blätterte in einem seiner Ordner "[...] 30VSD pro Barrel gestiegen, von etwa 40VSD auf 70VSD. Das sind gute 75% Preissteigerung im vergleich zum vorherigen Preis. Der Preis pro Liter Benzin ist in Astoria von 1 Taler 50 Kreuzer auf etwa 2 Taler gestiegen, was eine Preissteigerung von 33% ist, also knapp halb so stark gestiegen. Angesichts der Tatsache, dass Astoria als ein Hochlohnland zählt, kann man wohl sagen, dass die astorischen Raffinerien hier nicht diejenigen waren, die, wie sie vermuten, Preistreiber. Selbst zu ihrem Hochpunkt von 2 Talern 20 Kreuzern war die Preissteigerung lediglich bei etwas unter 50%." Minister Brefeld nahm einen Schluck seiner eisgekühlten, arkadischen Limonade "Der Preis ist zurück gegangen, nachdem ich mit wichtigen Funktionären der Konzerne Gespräche geführt hatte, denn die astorische Bevölkerung war äußerst unzufrieden, als die 2T Marke durchbrochen war. Zum wohle der Bevölkerung mussten wir uns leider in den Markt hier einmischen, was eigentlich allem in mir persönlich widerspricht." Mit dem letzten Satz wollte Minister Brefeld dem tropicanischen Minister direkt den Wind aus den Segeln nehmen, falls dieser auf das eingreifen in Marktmechanismen anspielen wollen würde. Denn im gegensatz zu dem drosseln der Ölförderung war das, was der Minister tat, zum wohle der Bevölkerung, besonders der ärmeren Bevölkerung, die die steigenden Preise besonders stark trifft.
      Lecardi lauschte den Worten des Astorier aufmerksam und räusperte sich dann kurz: "Nun, ich habe den aktuellen Umrechnungskurs zwischen dem Dollar und dem Taler nicht vorliegen, daher kann ich es nur bedingt nachvollziehen von was sie hier reden. Dennoch kann ich ihnen die Angaben leider nur so geben, wie es sich aus Sicht von Aceite darstellt. Das Unternehmen exportiert Rohöl, was danach beim Transport oder im Veredelungsprozess passiert, wie sich die Kosten dort darstellen und ob die Raffinerien sie eventuell schon seit Jahren an der Zapfsäule ... nunja besch**ßen um es so salopp zu sagen, kann ich nicht nachvollziehen."

      Er nahm einen Schluck Wasser und fuhr dann fort: "Wie dem aber auch sei, es geht uns um den Punkt das Unternehmen mit dem Staat gleichgesetzt werden durch ihre Medien und ihre Politiker. Tropica hat die Förderungskapazitäten nicht gesenkt, sondern Aceite tat dies und bewegt sich damit auch vollkommen im rechtlichen Rahmen. Ich kann ihren Unmut durchaus nachvollziehen aber die Lage nicht ändern. Dennoch sollte man das tropicanische Volk nicht in die Verantwortung ziehen, für etwas, über das es nicht entscheidet."

      "Was mein Kollege damit ausdrücken wöllte wäre, dass sich ihre Politiker zumindest an die Warheit halten was Tropica angeht. Es wäre sicherlich dem Verhältnis unserer beiden Staaten zuträglich, wenn auch die meisten Medien, wie überall in der Welt, sicherlich auch im Kaiserreich auf Einschaltquoten oder Absatzzahlen aus sind, dass zumindest die Politik ehrlich ist. Ich denke, dass dieser Wunsch von unserer Seite sicherlich nachvollziehbar ist, oder?", fügte die Außenministerin an.

      Dann blickten sich die Beiden an und Lecardi fuhr fort: "Dennoch würden wir gerne versuchen die Situation zu lösen und die entsprechenden Unternehmen auf Astorischer wie auch Tropicanischer Seite zu einer Lösung zu bewegen. Einerseits dürfte es sicherlich klar sein, dass auch tropicanische Unternehmen gewinnorientiert arbeiten, genau wie es die Astorischen tun. Dennoch müssen dort vielleicht auf Beiden Seiten Abstriche gemacht werden, um die Problematik aus dem Weg zu schaffen. Eventuell auch auf politischer Ebene bei den Ein- und Ausfuhrzöllen."
      "Wir haben nicht das tropicanische Volk in die verantwortung gezogen, lediglich die Regierung" antwortete Brefeld. Dass das Volk da nichts mit zu tun hat, das war ihm durchaus klar. Ähnlich wie in Astoria kann wohl auch das Volk in Tropica nicht so viel mit entscheiden abseits von demokratischen Wahlen, wobei dessen rechtmäßigkeit man theoretisch auch anzweifeln könnte, aber das steht hier nicht zur Debatte und solle auch nicht angesprochen werden. "Aber Sie haben recht, anstelle hier nur das Problem zu benennen, sollten wir etwas entscheiden, was uns wirklich vorran bringt und da wäre ihr Vorschlag, Zölle zu senken, ein sehr guter. Damit könnten wir die Preise für die astorische Industrie und Bevölkerung nachhaltig senken, ohne die Gewinne tropicanischer Unternehmen zu gefährden. Im Gegenteil, die würden sogar noch steigen, das man aufgrund der aktuellen Lage dann vermehrt tropicanisches Öl einkaufen würde."
      Die beiden Minister reagierten nicht auf den ersten Satz von Bredfeld. Sie hatten es ihm vor nicht weniger als fünf Minuten erklärt, dass der Regierung von Rechtswegen die Hände gebunden waren. Aber wie so oft hatten die Astorier eine vorgefasste Meinung und man würde sie ohnehin nicht überzeugen können. Also beließ man es dabei.

      "Die Gewinne in Tropico sind vor den Zöllen, damit würde sich das nicht auf die entsprechenden Gewinne von Aceite auswirken. Die Exportzölle für Rohöl liegen aktuell bei vier Prozent und kommen dabei zu dem entsprechenden Barrel-Preis. Nach eingehender Prüfung könnten wir anbieten, diese Zölle für den Export ins Kaiserreich von diesen Vier auf Ein Prozent zu senken. Umgekehrt könnten sie die Importzölle auf Rohöl aus Tropica entsprechend absenken. Dann würde der Preis zur Produktion von Treibstoffen sicherlich um mindestens ein Dutzend Dollar-Cent, wenn nicht sogar mehr, sinken was sich auch an den Tankstellen bemerkbar macht."

      Er pausierte kurz und fügte dann noch an: "Allerdings ist dies lediglich das was wir als tropicanische Regierung tun können. Wie bereits erwähnt müssten die astorischen Raffinerien direkt mit Aceite verhandeln, wenn sie entsprechende Preisabschläge beim Rohöl direkt wünscht. Wir können dem Unternehmen ja nicht vorschreiben für welchen Preis sie ihre Produkte auf den Markt bringen."
      Lecardi nickte und strich den Punkt auf seiner Liste ab.

      "Ein weiteres Thema, welches wir ansprechen wollen ist das Thema Landwirtschaft. Wir haben Anfragen einiger Unternehmen erhalten, welche gerne Waren ins Kaiserreich exportieren wöllten. Im Speziellen geht es dabei um Kaffee, Rohrzucker, Rum, und Zitrusfrüchte. Die Unternehmen haben sich an den entsprechend veröffentlichen Vorgaben des Kaiserreiches über die letzten Jahre ... nunja, abgearbeitet um diese doch zum Teil sehr strengen Vorgaben zu erfüllen. Alle Produkte erfüllen, laut den Informationen, die entsprechenden Vorgaben. Die Unternehmen fragen daher an ob die Möglichkeit bestünde ein beschleunigtes Verfahren zum Import dieser Güter durch die entsprechenden Stellen zu ermöglichen, respektive ob man hier ebenfalls die Importzölle senken könnte um die Produkte günstiger auf dem astorischen Markt anbieten zu können."

      Er pausierte kurz um die Anfrage wirken zu lassen und fuhr dann fort: "Unternehmen aus Tropica haben ebenfalls bei uns eine Zollsenkung auf bestimmte Waren aus dem Kaiserreich angefragt. Primär die Energieunternehmen würden gerne mit den Kohleminen aus dem Kaiserreich ins Geschäft kommen. Die Kohle hat wohl einen sehr guten Ruf was die qualitative Reinheit angeht. Weiterhin haben einige Fabriken angefragt Importgenehmigungen für in Astorien produzierte Maschinen und Werkzeugautomaten auszustellen. Bei diesen Verfahren würden wir uns aktiv um eine Beschleunigung bemühen und bei der Kohle eventuell auch eine Senkung der Importzölle in Betracht ziehen."
      Minister Brefeld blätterte kurz in seinen Unterlagen und nahm währenddessen noch einen Schluck aus seiner eisgekühlten Limonade. "Hmm...hmmm..." murmelte der Minister, während er die Unterlagen durchblätterte. "Ah, ich hab's" antwortete er kurz vorher und nahm ein Dokument aus seinem Ordner "Ja, bei uns gingen Ende letzten Jahres mehrere Anfragen auf Importgenehmigungen aus Tropica ein. Laut dem, was hier steht, sind sie noch in Bearbeitung. Allerdings, wenn ich mal so drüber gucke" Minister Brefeld las die ganze Zeit seine Dokumente über die Anfragen durch. Er hatte sie dabei, da er grundsätzlich alle Informationen zu Tropica in seinen Akten mitnehmen wollte "Wenn ich da so drüber gucke..." Brefeld blickte seinen Gegenüber an "Haben ihre landwirtschaftlichen Betriebe wirklich gute Arbeit geleistet, alle Anforderungen scheinen erfüllt zu sein, so wie ich das bisher hier lesen kann. Wenn ich wieder in Cölln bin, dann werde ich mich persönlich darum kümmern, dass die Anträge noch diesen Monat angenommen werden. Möglich wäre eine allgemeine Zulassung zu vereinbaren, die alle tropicanischen Betriebe betrifft, sofern diese die in Astoria gestellten Anforderungen erfüllen. Damit würde der Zulassungsprozess für den einzelnen Betrieb wegfallen und lediglich eine einfache Prüfung ausreichen. Damit würde eine Importerlaubnis innerhalb von zwei bis vier Wochen erteilt werden können, da der Weg der Antragsformulare stark vereinfacht wäre."

      Auf den zweiten Punkt antwortete Minister Kraut dann, denn gerade die Kohle fiel in den Bereich seines Ministeriums, zumindest, wenn sie für die Gewinnung von Energie genutzt wird. Minister Kraut blätterte in seinen Unterlagen und fand schnell, wonach er gesucht hatte. Man mag ja von dem astorischen System der papierordner halten, was man will, doch die Astoren waren darin geübt, in den Ordnern schnell und effizient Unterlagen zu finden "Ich denke, der Export von Kohle würde kein Problem darstellen. Den Unterlagen, die ich hier habe, sagen mir, dass wir 10-20mio t pro Jahr problemlos zusätzlich für den Export fördern könnten. Ich denke auch, dass mein Kollege Minister Brefeld..." dabei blickte er besagten Minister an "...durchaus auch eine Senkung der Exportzölle veranlassen könnte." Minister Brefeld nickte daraufhin wortlos als zeichen der Zustimmung. "Ähnliches könnte ich auch auf den Export von Maschinen, Anlagen und Werkzeugen nach Tropica veranlassen."
      Erneut strich der Minister einen Punkt von seiner Liste: "Das freut mich zu hören. Wir würden uns auf jeden Fall sehr freuen, wenn wir uns entsprechend bei den Zöllen einig werden könnten."

      Die Außenministerin räusperte sich kurz: "Wir würden gerne noch eine Erleichterung der Reisefreiheit zwischen unseren Ländern ansprechen. Im Speziellen würde es uns darum gehen, dass wir es ermöglichen Menschen bis zu 30 Tage Visafrei in die Länder jeweils einreisen zu dürfen. Dies vor Allem im Blick auf mögliche Touristen, welche dann ohne größeren bürokratischen Aufwand einreisen und ihren Aufenthalt genießen können. Auch die Möglichkeit zur Vergabe von Visa für den Schüler- oder Studentenaustausch wäre für uns im Fokus." Reiseerleichterungen würden sicherlich Tropica durchaus auch für Astorische Touristen attraktiver machen. Auch wenn das Land einige Flugstunden vom Kaiserreich entfernt war, so lockten hier Hotels aller Kategorien und kilometerlange weiße Sandstrände, Palmen und die caribische Geselligkeit durchaus Menschen an.
      Minister Brefeld beriet sich mit seinem Kollegen. Die Frage nach Visa war eher eine für das Außenministerium. Dass solche Themen angesprochen werden würden wurde vorher nicht erwähnt, weswegen es dazu keine wirklichen Vorbereitungen gab. Trotzdem wollte man die Frage nicht direkt abweisen. Es würde eine positive Annäherung zwischen Astoria und Tropica bedeuten. Nachdem Minister Brefeld und Minister Kraut sich etwa eine Minute lang auf andermannisch und leise, kaum hörbar, unterhalten haben, antwortete Minister Brefeld wieder "Nun, dies liegt in keinem unserer Zuständigkeitsbereiche, daher können wir ihnen dazu keine feste Zusage machen, ich werde das Thema aber beim Außenminister von Brockdorff-Ranzau ansprechen, bin aber zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden. Wenn sie mich persönlich fragen würden, ich würde eine Auflockerung der Visapflicht in zwei Schritten machen. Zunächst würden wir es auf 15 Tage, also halb so lange, beschränken. Das reicht schonmal, für nen schönen Urlaub. Nach einem halben Jahr würden wir dies dann auf die von ihnen angesprochenen 30 Tage verlängern, sollte es keine Einwände einer der Parteien geben. Ich würde vorschlagen, um auch Behördenarbeit zu sparen, dass dieser Verlängerung durch stillschweigen dann zugestimmt wird. Heißt, sofern weder aus Tropica, noch aus Astoria irgendwelche Einwände kommen, tritt dei Verlängerung der Maßnahme auf 30 Tage automatisch in Kraft. Auch Schüler-und Studentenvisa müsste ich daheim im Staatsministerium ansprechen, allerdings sehe ich nichts, was dagegen sprechen würde. ein kultureller Austausch ist immer wichtig, so lernt man die Welt aus anderen Blickwinkeln kennen, dies möchten wir astorischen Schülern und Studenten genausowenig verwehren, wie wir es allen anderen verwehren möchten. Denn nur so können wir auch dafür sorgen, dass die Welt in Zukunft noch friedlicher wird als heute."
      Die Außenministerin nickte: "Nun, das klingt durchaus nach einem Plan. Das können wir so machen." Sie blickte den Wirtschaftsminister an. Er wusste was sie mit dem Blick meinte und schüttelte kurz den Kopf. Dann blickte sie wieder ihre Gäste an: "Das waren die dringendsten Themen von unserer Seite. Möchten Sie noch Themen ansprechen?"
      "Wenn ihrerseits keine weiteren Themen mehr zu besprechen wären, dann hätte ich noch eine Anfrage" Minister Kraut war es, der hier das Wort ergriff. Er holte aus seinem Aktenordner ein Schreiben herraus, welches aus dem Kriegsministerium kam "Kriegsminister Gerstenmayer ließ anfragen, ob es möglich wäre, ANkerrechte für die Reichsmarine zu bekommen. Dies wäre keine permanente Stationierung, das lässt Minister Gerstenmayer ausdrücklich betonen. Allerdings eben die Berechtigung für die Reichsmarine, Tropica anzulaufen, sollte dies notwendig sein, ohne vorher ein langes Genehmigungsverfahren zu durchlaufen. Es wäre für die Reichsmarine strategisch wichtig für den Bereich des südlichen Meropik. Auch wenn aktuell dort aktuell keine akute Bedrohung besteht, möchte man für die Reichsmarine hier einfach vorsorglich die Rechte kaufen um im Fall der Fälle die Möglichkeiten zu besitzen. Auch ließ Minister Gerstenmayer mitteilen, dass zukünftig weitere militärische Zusammenarbeiten, falls gewünscht, nicht ausgeschlossen wären, aber dies wäre dann Thema künftiger Besprechungen."
      Die Außenministerin lehnte sich in ihrem Stuhl zurück: "Nun, Ankerrechte lassen sich nicht erwerben. Dies war vielleicht um Neunzehnhundert so, allerdings nicht in der heutigen Zeit. Man kann allerdings Anker- und Versorgungsrechte gewähren. Dies vielleicht vornweg aus der Rechtlichen Sicht von mir als Außenministerin." Sie nahm einen Schluck und fuhr dann fort: "Die Entscheidung an sich müsste Präsident Ortega treffen, da dies die nationale Sicherheit tangiert. Außerdem müsste das Verteidigungsministerium involviert werden, inwiefern eine Versorgung astorischer Schiffe möglich ist und in welchen Häfen.

      Grundsätzlich sehe ich persönlich dies als durchaus möglich an und würde dies durchaus beführworten. Aber wie bereits auf der Fahrt hier her erwähnt. Das Kaiserreich hat im Moment, ob seiner Anschuldigungen gegen Tropica ... und damit meine ich Tropica, wir als Regierung vertreten das Volk, welches uns gewählt hat ... hat das Kaiserreich nicht unbedingt einen guten Stand im Volk im Moment. Dazu kommt, dass unsere Länder bisher offiziell keinerlei diplomatischen Beziehungen haben."
      Sie lies sich von einem ihrer Mitarbeiter ein formloses Schreiben aushändigen, die sie den Beiden vorlegte. "Dies wurde uns im November letzten Jahres de facto zugefaxt als Bitte um Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Auf die Antwort unsererseits, mit der Bitte der Wahrung eines offiziellen Formates in Form eines Anschreibens dies einzureichen wurde leider nicht reagiert. Ich mache ihnen Beiden keinen Vorwurf, noch ihrem Außenminister, ich vermute es ist vielleicht aufgrund eines Fehlers in ihrem Außenministerium passiert.

      Aber, wenn ich den Verteidigungsminister und Präsident die Anfrage zu möglichen Anker- und Versorgungsrechten in Tropica vorlege, wäre es vielleicht ratsam wenn das Kaiserreich einerseits offiziell diplomatische Beziehungen mit unserem Land beginnt und andererseits, nunja eine etwas positivere Berichterstattung forciert. Letzteres würden wir dann auch versuchen durch unsere Medien zu unterstützen. So dass ein positiveres Gesamtbild des Kaiserreiches die möglichen Entscheidungen auch dem tropicanischen Volk schmackhafter machen.

      Sind wir ehrlich, keine andere Regierung in der Region steht ihnen aktuell so wohlwollend gegenüber wie die unsere, daher wäre dies sicherlich ratsam."
      "Da haben Sie recht" antwortete Minister Kraut auf die Aussage, dass Tropica Astoria doch sehr positiv gegenüber stand "Ich denke, es wäre am unkompliziertesten, wenn wir hier und heute zusätzlich einen austausch von Botschaften beschließen. Dann wäre die Hürde direkt auch genommen."
      Figueredo atmete kurz etwas schwer und nickte dann: "Eigentlich ist dies nicht der übliche Weg, da dies von einer speziellen Abteilung des Außenministeriums bearbeitet wird, allerdings können wir wohl diesmal eine Ausnahme machen. Ich werde dies nach den Gesprächen entsprechend in die Wege leiten." Dann nahm sie noch einen Schluck. "Haben Sie noch weitere Punkte, welche Sie besprechen möchten?"
      Die beiden Minister blickten sich an, Minister Kraut schüttelte mit dem Kopf um damit zu signalisieren, dass er keine weiteren Punkte mehr hätte "Nun, wir haben vorerst nichts weiteres zu besprechen. Wir sollten das hier besprochene jetzt erstmal in die Tat umsetzen und dann sehen, wie es sich entwickelt. Bei einer positiven Entwicklung sehe ich aber eine sehr gute Chance für weitere Gespräche in der Zukunft und eine noch engere Zusammenarbeit."
      Man bedankte sich für die Anreise und die durchaus fruchtbaren Gespräche. Man lies noch ein leichtes Mittagessen servieren, danach wurde noch etwas Smalltalk auf der Terrasse betrieben. Schlussendlich teilte man mit, man würde sich um die vertraglichen Modalitäten kümmern und die Außenministerin geleitete die Gäste zurück zum Flughafen. Es war inzwischen Nachmittag geworden und die Sonne stand hoch über Tropica. Die Temperaturen lagen nun knapp an der Marke von Dreißig Grad Celsius, wenngleich die drückende hohe Luftfeuchtigkeit abgeklungen war. Doch im Osten kündigten hohe Gewitterwolken neuerlich Regen an, welcher sicher in der Nacht herein ziehen und für etwas Abkühlung sorgen würde.

      Die Außenministerin fuhr dann noch ins Außenministerium zurück und würde die Gespräche nachbereiten. Am Montag würde sie sich mit dem Präsidenten und dem Wirtschaftsminister treffen um die weiteren Schritte zu besprechen. Erst dann würden die Vertragswerke abgesegnet und im Laufe der Woche den Astoriern zugesandt.

      +++ Gespräche beendet +++